November 29th, 2022

Museum der Dinge gekündigt: Werkbundarchiv fürchtet um Verlust der Ausstellungsflächen

Kurz vor dem Jubiläum zu seinem 50-jährigen Bestehen wurde dem international renommierten Berliner Werkbundarchiv – Museum der Dinge vom Immobilienfonds Victoria Immo Properties gekündigt. Dem Museum droht der Verlust seiner Ausstellungsflächen sowie der Archiv- und Büroräume in der Oranienstraße 25.

Verantwortlich für die Kündigung, so eine Sprecherin des Museums, sei eine Briefkastenfirma in Luxemburg, die bislang noch anonymen Spekulant:innen gehöre. Diesen konnte es beim Rauswurf des letzten Mieters offensichtlich nicht schnell genug gehen, denn bei der Kündigung zum 30.06.2023 wurde noch nicht einmal die vertraglich vereinbarte Kündigungsfrist von einem Jahr eingehalten.

Das Werkbundarchiv – Museum der Dinge ist seit 2007 in der Kreuzberger Oranienstraße 25 beheimatet. Mit seinem offenen Schaudepot und seinen innovativen Sonderausstellungen zur alltäglichen Produktkultur des 20. und 21. Jahrhunderts erreicht das Museum ein stetig wachsendes Publikum. Es ist Anlaufpunkt für alle Menschen, die sich kritisch mit der Gestaltung, der Produktion und dem Gebrauch von Produkten in unserer Lebensumwelt auseinandersetzen wollen.

Werkbundarchiv – Museum der Dinge.

Durch die überraschende Kündigung sind die für die kommenden Jahre geplanten und zum Teil schon gestarteten Projekte – Ausstellungen, Veranstaltungen und Kooperationen – des Werkbundarchiv – Museum der Dinge gefährdet. Doch auch unabhängig davon stellt die Kündigung das Museum vor große Herausforderungen. Es wird schwierig und kostspielig, vor dem für 2027 geplanten Umzug in einen Pavillon auf der Karl-Marx-Allee innerhalb der Kündigungsfrist geeignete Flächen für die derzeit präsentierten ca. 15.000 Objekte, das Archiv des Deutschen Werkbunds mit über 45.000 Dokumenten, die umfangreiche Bibliothek und – nicht zuletzt – die 12 Arbeitsplätze zu finden. Nun hofft man auf die Solidarität und Unterstützung des Publikums.

Auch andere alteingesessene Institutionen in der Oranienstraße 25 wie der Kunstverein ngbk (Neue Gesellschaft für bildende Kunst) oder die Traditionsbuchhandlung Kisch & Co. wurden entmietet oder werden nur noch wenige Monate geduldet. Neben den Herausforderungen, die die Kündigung für das Werkbundarchiv – Museum der Dinge selbst bedeutet, ist der durch Entmietung verursachte, fortlaufende Verlust gewachsener kultureller und sozialer Orte und Strukturen eine Zumutung für die gesamte Stadt.

References