October 22nd, 2025

Blank Spaces

Städte entstehen nicht nur durch Planungen und Baupläne, sondern in den Spannungsfeldern von Menschen, Ideen und Experimenten. Kultur- und Kreativakteurinnen wirken hier als Katalysatorinnen: Sie testen Formen des Zusammenlebens, verschieben Grenzen zwischen Nutzung und Öffentlichkeit, provozieren neue Perspektiven auf Architektur, Design und urbanen Raum. Ihre Praxis zeigt, dass Stadtgestaltung mehr ist als Infrastruktur – sie ist Ausdruck gesellschaftlicher Werte, ästhetischer Visionen und sozialer Verantwortung. b

Das blank spaces Festival und seine gleichnamige Konferenz verstehen sich als Diskurs- und Erlebnisraum, in dem genau diese Perspektiven verhandelt werden. Akteurinnen aus Kunst, Architektur, Design, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kommen vom 23.–24. Oktober in Mönchengladbach zusammen, um gemeinsam über die Zukunft urbaner Lebensformen nachzudenken. Dabei geht es nicht um fertige Antworten, sondern um das gemeinsame Erproben: von Denkmodellen, ästhetischen Praktiken und solidarischen Strukturen.

Die Stadt wird hier als Resonanzraum begriffen – als Feld, in dem kulturelle und gestalterische Praktiken soziale Beziehungen erzeugen, sichtbar machen und transformieren können. Diese Perspektive rückt die kulturelle und ästhetische Dimension städtischer Entwicklung in den Vordergrund: Stadtplanung als kulturelle Praxis, Gestaltung als gesellschaftliche Verantwortung, Teilhabe als ästhetischer und politischer Akt. Damit positioniert sich blank spaces bewusst an der Schnittstelle zwischen Diskurs und Praxis, zwischen Stadtentwicklung, Architektur, Design und Kunst.

So diskutiert etwa Moritz Ahlert („Städtische Solidaritäten transformieren“) die Rolle partizipativer Forschung und ko-produzierter Projekte wie Spaces of Solidarity und Kiosk of Solidarity. Stadtplanung wird darin zur geteilten Aufgabe – zum Prozess der gemeinsamen Imagination von Solidarität.

Im Gespräch erörtert das Team von Hepatha e.V. gemeinsam mit Tom Bieling Aspekte einer “Stadt für Alle?!”. Es gilt herauszufinden, wie sich stillen Normen aufbrechen lassen, die in unseren gebauten und medialen Umgebungen eingeschrieben sind – auf der Suche nach einem anderen, inklusiven Verständnis von Gestaltung.

Das Panel „Shaping a tomorrow worth living“ widmet sich der performativen Rolle von Kunst, Kultur und Medien für eine gerechtere und empathischere Gesellschaft. Natasha A. Kelly, Ulla Heinrich, Çağdaş Eren Yüksel und Felix Kosok diskutieren, wie ästhetische Praktiken Wirklichkeit nicht nur spiegeln, sondern aktiv herstellen. Sie fragen, wie Repräsentation, Sichtbarkeit und Vielfalt nicht nur Anliegen marginalisierter Gruppen sind, sondern konstitutive Bestandteile einer demokratischen Kultur.

Diese und weitere diskursive Formate korrespondieren mit dem performativen Programmteil von blank spaces: Wenn die Sonne untergeht, beginnt die „Spätschicht“ – urbane Kunst- und Kulturformen bespielen (un-)gewöhnliche Orte auf dem Kulturhügel in Mönchengladbach. Es treffen experimentelle Musik, Performance, Lichtkunst und Interventionen aufeinander, verschieben Perspektiven und aktivieren den Stadtraum als ästhetische und gesellschaftliche Bühne. Eine Einladung, die Stadt nicht nur zu bewohnen, sondern sie als kollektives Gestaltungsfeld zu begreifen.

So gesehen ist blank spaces kein Festival im herkömmlichen Sinne – sondern vielmehr ein Labor. Ein Möglichkeitsraum, in dem sich ästhetische, soziale und politische Fragen überlagern, reiben und neu verbinden. Es geht um nichts weniger als um die Frage, wie wir die Stadt letztlich als Resonanzkörper des Gemeinsamen gestalten können.

Zur Teilnahme an der Konferenz am Donnerstag und Freitag sind Tickets erforderlich. Für das Festival-Programm am Abend gilt: Eintritt gegen Spende.

Infos zu Konferenz und Festival: https://blank-spaces.de/

References