September 1st, 2022

Ästhetiken des Im-/Mobilen

Barrierefreiheit wird in der Kunst häufig als eine Form von Übersetzung gedacht – von künstlerischen Inhalten in Sprache, von Sprache in Gebärden, von Gebärden in Sprache, von Visuellem in Sprache. Oft wird dabei von einem Übersetzungsverständnis ausgegangen, das in eine Richtung verläuft und sich in der Dichotomie zwischen Bild/Abbild, zwischen Original/ Kopie bewegt. Aesthetics of Access, eine von behinderten Künstler:innen entwickelte Praxis, die vom kreativen Potential von Barrierefreiheit ausgeht und Zugänge schon im Entstehungsprozess mitdenkt, stellt sich gegen einen solchen hierarchischen und eindimensionalen Übersetzungsbegriff. In diesem moderierten Panel sprechen die Künstler:innen Rita Mazza, Angela Alves und Athena Lange über ihre Praxis.

Angela Alves studierte Tanz an der ArtEZ School of Dance in den Niederlanden und Tanzwissenschaft an der FU Berlin. Sie lebt als freie Choreografin in Berlin und identifiziert sich als crip artist. Ihre künstlerische Praxis fokussiert politische Dimensionen des unverfügbaren Körpers und untersucht seine transformative Potenz in klassistisch und ableistisch vorstrukturierten Räumen. So übersetzt sie Themen wie Barrierefreiheit, Selbstfürsorge und Selbstermächtigung in performative Formate und behauptet sie dort als Rebellion. Ihre bisherigen Arbeiten zeigte Alves in Kooperation mit den Sophiensaelen Berlin, wo sie im letzten Jahr im Rahmen des Stipendienprogramms NEW TECHNIQUES an barrierefreien Arbeitsmethoden forschte.

Athena Lange absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Schauspielschule Leipzig. Sie war Ensemblemitglied des „Leipziger-Ensembles“, spielte für das „Deutsche Gehörlosen-Theater“ und „Possible World Berlin“ sowie für das Staats-theater Hannover und das Societätstheater in Dresden. Ebenfalls zu ihren Engagements zählen Performances in u.a. den Sophiensælen Berlin sowie Kampnagel Hamburg.

Rita Mazza (they/she) ist eine taube/queere freischaffende Künstler:in, visuelle Gebärdenperformer:in, Tänzer:in und Newby-Choreograf:in. Rita arbeitet gelegentlich in Theaterstücken als Schauspieler:in. Rita spricht fließend die italienische Gebärdensprache, sowie Deutsch, Französisch und International Sign. Seit 2010 lebt Rita Mazza in Berlin und arbeitet derzeit als künstlerische Leiter:in und Performer:in und kreiert visuelle Gebärdenperformances in Berlin.

Das Panel ist Teil des durch den SNF geförderten Forschungsprojekts Ästhetiken des Im/Mobilen der Hochschule der Künste Bern HKB. Das Projekt beschäftigt sich mit kuratorischen Formaten, die unter der eingeschränkten Mobilität während Covid-19 entstanden sind, und bringt diese mit den Erfahrungen behinderter Künstler:innen zusammen, die bereits vor der Pandemie künstlerische Strategien zur Verbreitung ihrer Arbeit entwickelt haben. Moderiert wird die Veranstaltung von Nina Mühlemann, Forscher:in an der Hochschule der Künste Bern & freischaffende Künstler:in

ÄSTHETIKEN DES IM/MOBILEN
Panel: Barrierefreiheit als Übersetzung und Aesthetics of Access

Dienstag 06. 09. 22 17.00-18.30
Georgenstrasse 47, 10117 Berlin Raum 0.07

ORGANISATOR:INNEN
Nina Mühlemann (HKB), Yvonne Schmidt (HKB) und Celestina Widmer (HKB) PARTNER:INNEN:
Robert Stock (Humboldt-Universität zu Berlin HU)

Download: Flyer zur Veranastaltung (PDF).

References