August 3rd, 2025
Zur Ästhetik investigativer Strategien
Was bedeutet es, Gewalt sichtbar zu machen? Wie lässt sich visuelle Glaubwürdigkeit herstellen – zwischen Aufklärung, Anklage und künstlerischer Setzung? In ihrem Buch “Bilder als Zeugen –
Zur Ästhetik investigativer Strategien bei Forensic Architecture und in der zeitgenössischen Kunst” widmet sich Maria Sitte der eindringlichen Arbeit des Kollektivs Forensic Architecture, das durch filmische Rekonstruktionen staatlicher Gewaltverbrechen internationale Aufmerksamkeit erlangt hat.
Anhand von drei konkreten Fallstudien zu rassistisch motivierter Polizeigewalt analysiert das Buch, wie visuelle Mittel eingesetzt werden, um Nachvollziehbarkeit, Überzeugungskraft und Beweiskraft zu erzeugen. Dabei wird nicht nur auf forensische Ästhetiken eingegangen, sondern auch auf die komplexe Rolle der Installationen im Kunstkontext. Im Vergleich mit Arbeiten von Lawrence Abu Hamdan, Susan Schuppli und Mario Pfeifer zeigt sich ein breites Spektrum investigativ engagierter Kunst – zwischen Dokumentation, Intervention und normativer Darstellung.
Die Arbeit, mit der Sitte an der HfG Offenbach promoviert wurde, liefert eine bildwissenschaftlich orientierte Auseinandersetzung mit einem hochaktuellen Thema und damit einen wertvollen Beitrag zur weiterführenden Diskussion über politische Ästhetik, Beweisbilder und künstlerische Forschung.
Das Buch ist bei Transcript erschienen (Juni 2025), hat 304 Seiten und kostet 49 EUR.
Maria Sitte, Bilder als Zeugen, ISBN: 978-3-8376-7600-6